Zukunftsstudie: Hybride Versorgungsprozesse und Marktordnung
Zielbild, Koopetition und Nutzerorientierung
Wie können wir telemedizinische, digitale und analoge Leistungen in unserer Gesundheitsversorgung optimal miteinander verknüpfen und so eine echte Entlastung für Gesundheitspersonal und PatientInnen schaffen – und letztendlich eine Verbesserung für unser gesamtes Gesundheitssystem bewirken? Wie können wir, als Akteure der Gesundheitsversorgung, ob institutionelle Leistungserbringer, Industrieplayer oder Versicherungen „Coopetition“ zulassen. Heißt: Bessere Versorgungslösungen zum einen durch Wettbewerb, zum anderen aber auch durch Kooperation erreichen? Und nicht zuletzt: Wie können wir nutzerorientierte Gesundheitsanwendungen schaffen, die nicht nur unsere medizinischen ExpertInnen entlasten und Versorgungsprozesse verbessern, sondern auch, und vor allem, durch die Sicht des Anwenders (PatientInnen wie auch ÄrztInnen) echte Versorgungserlebnisse schaffen?
Diese und mehr Fragen beantworten wir in der Zukunftsstudie „Hybride Versorgungsprozesse und Marktordnung“ im Auftrag des vitagroup Health Dialogs, durchgeführt von _fbeta.
Für eine bessere Gesundheitsversorgung von PatientInnen in Deutschland!
Abschlussevent der Zukunftsstudie
Die Ergebnisse der Studie liegen vor! Melden Sie sich jetzt an für unser Abschlussevent am 21.03. um 15:00 Uhr.
Zusammenfassung: Zusammenspiel von niedergelassenen ÄrztInnen, digitalen und telemedizinischen Leistungen
Voraussetzungen und Erfolgsfaktoren einer hybriden und regionalen ambulanten Versorgung: _fbeta-Studie im Auftrag der vitagroup GmbH
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen hat in den letzten sechs Jahren deutlich an Fahrt aufgenommen: Wesentliche Trends und regulatorische Impulse waren dabei digitale Infrastrukturen und Leistungen, Telemedizin und Terminservice sowie hybride Versorgung. Diese Services ermöglichen Bürger:innen im Bedarfsfall einen breiten Zugang in die Gesundheitsversorgung. Auch längere krankheitsspezifische Versorgungsketten werden zunehmend analog, digital oder hybrid abgebildet. Auch längere krankheitsspezifische Versorgungsketten werden zunehmend sowohl analog als auch digital oder hybrid abgebildet.
Trotz dieser Trends und Impulse wachsen digitale und analoge Angebote noch zu wenig zusammen. Zwischen den relevanten Akteuren sind das Verständnis sowie ein entsprechendes Zielbild eines hybriden Versorgungsangebotes noch zu wenig vorhanden. Es fehlt entlang des Zielbildes an einer Neujustierung der Ebenen von Kooperation und Wettbewerb zwischen den Akteuren. Zudem ist die Nutzerorientierung bei den unterschiedlichen Angeboten zwar viel diskutiert, aber nach wie vor zu wenig implementiert. Das Ergebnis ist die bislang noch geringe Akzeptanz und somit ist die Produktivitätssteigerungen, die demografiebedingt erforderlich und technisch möglich ist, noch kaum erschlossen.
Hintergrund: Trends und Regulierung – Fortschritte und Herausforderungen der Digitalen Transformation rund um die ambulante Versorgung
Erfolgreiche Entwicklungen bei Infrastruktur, Telemedizin und hybrider Versorgung – aber noch Hemmnisse und offene Fragen bei Kooperation, Wettbewerb und Nutzerorientierung
Mit Beginn der letzten Legislaturperiode gab es drei Segmente in denen die Digitale Transformation das Gesundheitswesen begonnen hat:
Infrastruktur und digitale Leistungen: Die nationale E-Health-Infrastruktur wurde organisatorisch und inhaltlich neu justiert, es fehlt jedoch hier nach wie vor die Akzeptanz für eine wirksamen Einsatz. Der Fokus liegt weiterhin auf wenig flexiblen und verwaltungsorientierten Fachanwendungen. DiGA und DiPA hingegen wurden als neue Leistungsbereiche geschaffen und der Markt entwickelt sich langsam, aber stetig. Die engere Integration mit dem ambulanten Sektor ist weiterhin noch wenig gegeben.
Telemedizin, Terminservice und Versorgungssteuerung: Die Telemedizin hat in den letzten Jahren veränderte Rahmenbedingungen erhalten und mehr Akzeptanz gefunden. Terminservice und daran anschließende Services sind gesetzlich weiter geregelt worden. Die Ärzteschaft befindet sich weiterhin in Suchprozessen um die eigene Rolle in diesem Feld. Mit dem Rückzug wesentlicher Telemedizinanbieter vom deutschen Markt rückt auch hier die Frage der stärkeren Zusammenarbeit zwischen ambulanten Haus- und Fachärzten und telemedizinischen sowie digitalen Angeboten bzw. Anbietern in den Fokus. Ein niedrigschwelliger Zugang soll durch den geplanten Ausbau der Telemedizin, wie er in der im März 2023 vorgelegten Digitalstrategie des BMG skizziert wird, möglich sein. Wesentliche Aspekte sind hier die durch Fachpersonal assistierte Telemedizin sowie die Aufhebung der 30-Prozent-Limitierung für telemedizinische Leistungen.
Hybride Versorgung: Zudem steht im Kontext der Digitalisierungsstrategie des BMG personalisierte, integrierte, hybride Versorgungsprozesse als ein wesentlicher Aspekt auf der politischen Agenda. Sie betten sich in Datennutzungsgesetz, Digitalisierungsgesetz sowie ggf. die Krankenhausreform ein und sind für dieses Jahr angekündigt. Mit der Einführung der Disease-Management-Programme wurden deutschlandweit Versorgungsprozesse erstmalig auch in den Arztinformationssystemen implementiert. In der Personalisierung, Flexibilisierung und digitalen Abbildung solcher Prozesse liegt ein weltweit noch kaum gehobenes Innovationspotenzial – für das es noch kaum Zielbilder gibt.
Motivation:
Die Digitale Transformation braucht Zielbilder für relevante Versorgungszenarien und deren Ökosysteme
Marktsituation: Die nun auch vorhandenen digitalen und telemedizinischen Angebote erweitern Bürger:innen im Bedarfsfall zusätzlich zu den bestehenden analogen Versorgungsstrukturen den Zugang in die und die Darreichungsform der Gesundheitsversorgung. Sowohl in der Digitalstrategie des BMG, der Weiterentwicklung von DiGA und DiPA werden zunehmend nicht nur dieser Zugang in die Versorgung, sondern längere krankheitsspezifische Versorgungsketten adressiert und analog, digital oder hybrid abgebildet. Der Etablierungsgrad ist hier noch im frühen Stadium der Forschung und Entwicklung oder Pilotprojekten.
Eine flächendeckende Akzeptanz oder gar technische Standards haben sich noch wenig etabliert. Auch haben sich notwendige neue Formen der Kooperation zwischen klassischen ambulanten Leistungserbringern und neuen Anbietern für Telemedizin, digitalen Leistungen und technischen Plattformen noch zu wenig gebildet und gefestigt. Gleiches gilt für die Hersteller von Primärsystemen und weiteren Plattformen.
Hemmnisse: Zwischen diesen Akteuren sind das Verständnis und ein Zielbild eines hybriden Versorgungsangebotes, welches an Terminservice und Bedarfsermittlung andockt, noch zu wenig gegeben. Auch nicht vorhanden ist eine Klärung der Ebenen der Kooperation und des Wettbewerbs zwischen den relevanten Akteuren. Zudem zeigt die geringe Akzeptanz auf verschiedensten Ebenen, dass die Nutzerorientierung bei den unterschiedlichen Angeboten zwar viel diskutiert, aber nach wie vor zu wenig implementiert ist. Diese drei Kernthemen bilden aktuell wesentliche Hemmnisse in der Etablierung hybrider Versorgungsprozesse im Gesundheitswesen.
Partner & Kooperationen
Das Ziel der Zukunftsstudie des Health Dialog der vitagroup ist es, gemeinsam mit relevanten Akteuren das Ökosystem für eine hybride und regionale ambulante Versorgung zu entwickeln. Dies soll aus gemeinsamer Marktperspektive erfolgen: Im ärztlichen Bereich bedeutet das eine fachgruppenübergreifende Perspektive und Beteiligung. Aufseiten der Anbieter digitaler und telemedizinischer Leistungen sowie digitaler Infrastrukturen bedeutet das eine anbieterneutrale Perspektive und Beteiligung. Zudem wird die Nutzerperspektive aus PatientInnensicht und der relevanten Nutzergruppen bzw. des Fachpersonals in der ambulanten Versorgung eingebracht.
Gemeinsames Zielbild, Koopetition und besserer Nutzerorientierung im regionalen Kontext der hybriden und regionalen ambulanten Versorgung
Gegenstand des Projektes ist der ambulante Akutfall im regionalen Kontext mit Fokus auf Haus- und fachärztliche Versorgung. Das Ziel ist es, unter den relevanten Akteuren wie Ärztegruppen, Patientenvertretern und Anbietern digitaler, telemedizinischer und Infrastruktur-Leistungen ein gemeinsames Zielbild für eine hybride und regionale ambulante Versorgung zu schaffen. Als Ergebnis sollen ein konzeptioneller Vorschlag zum Zielbild, der Koopetition und der Nutzerorientierung entlang des Use Cases entstehen.
Methodik / Studiendesign: Gemeinsame Interaktion und Kommunikation mit den verschiedenen Zielgruppen als treibender Schlüsselfaktor für eine erfolgreiche und praxisnahe Entwicklung
Gemeinsame Entwicklung mit den Beteiligten des Ökosystems für eine hybride ambulante Akutversorgung und den Zugang dazu
Die Zukunftsstudie erfolgt methodisch angelehnt an ein Delphi-Verfahren entlang der drei Kernthemen Zielbild, Koopetition und Nutzerorientierung. Dafür werden Vertreter aller relevanten Akteursgruppen – der niedergelassenen Ärzte, potenzielle strategische Kooperationspartner sowie politische Akteure – einbezogen. Gemeinsam soll der Optionsraums einer hybriden Versorgung analysiert und ein Zielbild abgeleitet werden. Der Austausch und die gemeinsame Kreation des Zielbildes unter den Akteuren des Ökosystems ist dabei der Schlüsselfaktor für eine erfolgreiche und praxisnahe Entwicklung.
Die Entwicklung des Zielbildes erfolgt u.a. über drei Sprints mit Analysen, Vorkonzeption und Expertenworkshops. Die Ergebnisse der Zukunftsstudie werden hier veröffentlicht und stehen als Diskussionsgrundlage der breiteren Fachöffentlichkeit und der Politik zur Verfügung.
Workshops / Sprints
Sprint 1: Entwicklung des Zielbilds einer hybriden und regionalen Akutversorgung
Entwicklung eines Zielbildes hybrider Versorgung durch Modellierung von Use Cases und Abstrahierung von Leistungen, System- und Datenmodellen
Der erste Sprint hat das Ziel, ein grobes Konzept für ein hybrides Versorgungsmodell zu entwickeln. Hierbei sollen u. a. telemedizinische, digitale und analoge Leistungen miteinander kombiniert werden. Die Schritte beinhalten die Modellierung von Use Cases, die Abstrahierung des System- und Datenmodells sowie die Herausarbeitung von kritischen Erfolgsfaktoren, Treibern und Hemmnissen.
Es werden zwei Anwendungsfelder modelliert:
- nicht-ärztlicher digitaler Zugang
- nicht-ärztlicher, physischer Zugang (assistierte Telemedizin)
Sprint 2: Koopetition - Analyse der Wertschöpfungssphären und Geschäftsmodelle für hybride Versorgung
Koopetition – Identifikation von Kooperations- und Wettbewerbsebenen entlang patientenorientierter hybrider Wertschöpfungsketten
- Analyse der Wertschöpfungssphäre und Geschäftsmodelle für hybride Versorgung
- Regulatorische Rahmenbedingungen
Der zweite Sprint beinhaltet die Analyse der Wertschöpfungssphären und Geschäftsmodelle der beteiligten Akteure in Bezug auf hybride Versorgung. Die Analyse umfasst auch die regulatorischen und reformbedingten Rahmenbedingungen sowie die Definition von Kooperations- und Wettbewerbsebenen.
Sprint 3: Nutzerorientierte Analyse für hybride Arztpraxis-Zielbild
Nutzerorientierung aus Perspektive der hybriden Arztpraxis
- Erarbeitung eines nutzerorientierten Zielbildes der hybriden Arztpraxis
- Analyse der Anforderungen an die Nutzbarkeit
- Erarbeitung des Zusammenspiels von Systemen, Komponenten und Funktionen
Der dritte Sprint beinhaltet die Erarbeitung eines nutzerorientierten Zielbildes der hybriden Arztpraxis anhand der User Journeys und Use Cases. Dabei werden die Anforderungen an die Nutzbarkeit und der Nutzen aus Sicht der relevanten Stakeholder wie medizinisches Fachpersonal, Patient:innen und Krankenkassen analysiert. Die Technologie soll dem medizinischen ambulanten Blick folgen und sowohl das Zusammenspiel von Systemen, Komponenten und Funktionen konkretisieren als auch mögliche Änderungen an Berufsbildern.
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Emek Altun
Geschäftsführung